Die Kraft einer Schneeflocke
- mandukavita
- 26. Jan. 2019
- 2 Min. Lesezeit

„Sag mir, wieviel wiegt eine Schneeflocke?“ fragte die Tannenmeise die Wildtaube.
„Nichts – mehr als nichts“, gab die zur Antwort.
„Dann muss ich dir eine wunderschöne Geschichte erzählen“, sagte die Meise.
„Ich saß auf dem Ast einer Fichte, dicht am Stamm, als es zu schneien anfing, nicht etwa heftig mit Sturmgebraus, wie im Traum, lautlos und ohne schwere.
Da ich nichts Besseres zu tun hatte, zählte ich die Schneeflocken, die auf dem Zweige und
Nadeln meines Astes fielen und darauf hängen blieben.
Genau 3.741.953 waren es. Als die 3.741.954. Flocke niederfiel – nichts mehr als nichts, wie du sagst, brach der Ast ab.“
Damit flog die Meise davon.
Die Taube, seit Noahs Zeiten eine Spezialistin in dieser Frage, sagte zu sich nach längerem
Nachdenken:
„Vielleicht fehlt nur eines einzigen Menschen Stimme zum Frieden der Welt?“
Kurt Kauer, aus New Fables, Thus spoke the Marabou

Wir in Berlin sind sehr bescheiden - was das Thema "SCHNEE" angeht. Nicht all zu sehr verwöhnt freuen wir uns über die kleinste ihrer Art und bewundern den leichten Flug zur Erde.
So geht es zumindest mir.
Und vielen anderen Kindern auch.
Denn in diesem Fall bin ich wie ein Kind.
Das wird sich wohl auch nie ändern.
Der Bewunderung für das weiße Wunder liegt ein tiefer Gedanke vor.
Welche Kraft liegt in einer Schneeflocke?
Kaum Gewicht habend, schwebt sie durch die Luft - um sich auf die sich ihr bietenden
Flächen zu legen.
Dort gesellt sich zu ihr Ihresgleichen und millionenfach malen sie die Welt in
unschuldiges Weiß.
So bedecken sie hässliche Dinge und bringen Schönheit bezaubernd zur Geltung.
Doch welche Kraft steckt in ihnen?
Ich sah Stahlträger unter ihrer Macht zergehen und Beton wurde zerfressen von ihrem Besuch.
In Straßen schmolzen sie tiefe Löcher und selbst die stärksten Dächer brachten sie zum Einsturz.
Das Leben der Großstädte bringen sie zum Erliegen und Gewässer quellen über von ihrer Flut.

Und doch erscheinen sie im unschuldigem Weiss und haben gefühlt - kein Gewicht.
Genau darin liegt meine Bewunderung für sie.
Einzeln kaum wahrnehmbar - und doch alles beherrschend.
Ist es nicht genau so mit unseren Worten?
So stark eine Seele auch ist - so unüberwindbar das Herz auch erscheinen mag.
- Worte - negativ oder sogar bewusst böse gesagt - brennen tiefe Löcher in die Seele und bringen jedes Herz zum verzagen.
Hoffnung und Glaube zersetzen sich unter ihrer bösen Macht und unschuldiges Leben wird schuldig zugrunde gerichtet..
Langsam fressen sie sich in die Eingeweide der Gedanken und zersetzen jede Vernunft ...
Sie brechen Werte und zermalmen Fundamente.
Bis - nach ihrem Abklingen - eine Ruine an Mensch übrig bleibt.
DOCH NUR EIN WORT der LIEBE - kaum fühlbar - kaum gehört ...
... lässt die Seele aufhorchen und sich nach "mehr" ausstrecken.
Das Herz hebt seinen müden Kopf und die Hoffnung richtet sich auf.
Werte bringen sich in Erinnerung und Glaube wird neu geweckt. Schutzbietend legen sie sich über die feinen Fasern der wunden Seele und wecken den Wunsch nach Auferstehung in ihr.
Und wie in der Natur - so wächst unter ihnen NEUES hervor ...
Streckt sich dem Licht entgegen und atmend Leben - Leben versprechend ...

Achten wir doch darauf - unseren Mitmenschen MEHR dieser LIEBEVOLLEN kleinen weißen Flocken des Lebens zu schenken und die ihnen innewohnende Kraft verantwortungsvoll zu verwalten.
Schenken wir einander LIEBENDE WORTE und damit neues Leben in so manch gebrochenem Herzen.
Lydia
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